In der hektischen Welt des Flottenmanagements gehören Unfälle leider zum Alltag. Nicht immer ereignen sich diese zwischen zwei Fahrzeugen. Auch Unfälle mit Personen, durch Baustellen oder – die wohl absurdeste Unfallursache unserer Zeit – durch nicht verankerte fliegende Trampoline häufen sich. Schnelles und effizientes Handeln am Unfallort ist entscheidend, um die richtige Basis für eine reibungslose Schadenabwicklung mit allen Beteiligten zu gewährleisten. Doch welche Maßnahmen sollten direkt am Unfallort getroffen werden?
Der erste Schock: Ruhe bewahren und Beweise sichern
Unfälle passieren oft überraschend und schnell, deshalb ist es wichtig, zunächst Ruhe zu bewahren – unabhängig davon, ob Ihre FahrerInnen den Unfall verursacht haben oder Unfallgeschädigte sind. Gute Schulungsgrundlagen helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und die notwendigen Schritte systematisch abzuarbeiten. Oberste Priorität hat dabei die Sicherung aller relevanten Beweise. Dazu gehören vor allem:
- Fotos machen: Die Unfallstelle sollte ausführlich dokumentiert werden. Hier gilt definitiv: Je mehr desto besser. Neben Nahaufnahmen der entstandenen Schäden sind Aufnahmen aus größerer Entfernung, die die Unfallsituation gut einfangen, ebenso wichtig, um die Position der Fahrzeuge und die Umgebung festzuhalten.
- ZeugInnen finden: Halten Sie Ihre FahrerInnen dazu an, mögliche ZeugInnen anzusprechen und deren Kontaktdaten zu notieren – gerade bei unklarem Unfallhergang und Ungereimtheiten können sie oft das Zünglein an der Waage sein.
Der Unfallbericht: Ein unverzichtbares Dokument
Der Unfallbericht, der von beiden Parteien unterschrieben wird, ist ein essenzielles Dokument – am besten eignet sich hier der etablierte europäische Unfallbericht. Insbesondere wenn die Polizei nicht vor Ort erscheint – was in Ballungsräumen ohne Personenschaden häufig der Fall ist – sollten Ihre FahrerInnen selbst den Unfallbericht ausfüllen. Der Unfallbericht ist ein Formular, das den Unfallhergang detailliert dokumentiert und die Personalien der Unfallbeteiligten, Fahrzeugdaten und Versicherungsangaben enthält. Diese schriftliche Aufzeichnung erleichtert die spätere Schadenabwicklung erheblich und bildet die Grundlage für die Abrechnung mit der Versicherung.
Tipp: Was tun, wenn die Polizei nicht kommt? Insbesondere wenn Ihr Fuhrpark aus Leasingfahrzeugen besteht, kennen Sie sicherlich die Vorgabe des Leasinggebers, bei Unfällen grundsätzlich die Polizei zu rufen. Fuhrparkverantwortliche sollten daher darauf bestehen, dass ihre FahrerInnen die Polizei rufen und dies dokumentieren. Ein Screenshot des Anrufprotokolls kann später als Nachweis dienen, dass Ihre Fahrerinnen versucht haben, die Behörden zu benachrichtigen, um dem Leasinggeber und/oder der Versicherung einen ausreichenden Nachweis für den Versuch zu liefern. Ob die Polizei da ist oder nicht, es ist wichtig, dass alle Unfallbeteiligten den Bericht ausfüllen, datieren und unterschreiben. Jeder Beteiligte sollte eine Kopie des Berichts erhalten.
Während der Europäische Unfallbericht als schriftliches Dokument etabliert ist, bieten digitale Lösungen viele Vorteile. Apps zur Unfallaufnahme können den Prozess beschleunigen und sicherstellen, dass kein Detail vergessen wird. Bei der Auswahl des Softwarepartners sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Europäische Unfallbericht tatsächlich als Grundlage dient, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ein ganzheitliches operatives Flottenmanagementsystem bietet daher die Möglichkeit, Unfallberichte digital per App zu erfassen und zu speichern, um die Bearbeitung und Archivierung der Dokumente zu erleichtern. Natürlich können auch ausgedruckte Unfallberichte im Flottenfahrzeug aufbewahrt werden, wenn Papierlösungen bevorzugt werden.
Tipp: Schulen Sie Ihre FahrerInnen regelmäßig in der Benutzung des Europäischen Unfallberichts (analog oder digital) und im richtigen Verhalten bei Unfällen.
Pflichten des Unfallverursachers: Was Sie wissen müssen
Unabhängig davon, ob Ihre FahrerInnen selbst einen Unfall verursacht haben oder als geschädigte Partei Informationen benötigen, ist es wichtig, die Pflichten von UnfallverursacherInnen zu kennen. Grundsätzlich sind diese dazu verpflichtet, ihre Personalien anzugeben. Diese Informationen sind für die spätere Schadensregulierung mit Versicherungen oder den UnfallverursacherInnen direkt entscheidend. Weigern sich diese, handelt es sich um Fahrerflucht – eine Straftat, die bereits ab einer Schadenshöhe von 500 Euro drastische Folgen haben kann.
Tipp: Wenn FahrerInnen einen Schaden an einem geparkten Fahrzeug ohne FahrerIn verursacht haben, sollten sie mindestens 20 Minuten am Unfallort auf die UnfallgenerInnen warten. Sollten diese nicht erscheinen, genügt es nicht, einen Zettel mit Ihren Daten am Unfallort zu hinterlassen – die Polizei sollte für die Angabe der Personalien kontaktiert werden, bevor der Unfallort verlassen wird.
Vorbereitung und Wissen als Schlüssel zum Erfolg
Ein Unfall ist immer eine stressige und unvorhersehbare Situation, aber durch gezielte Vorbereitung und klare Abläufe können FahrerInnen gemeinsam mit den Fuhrparkverantwortlichen die Herausforderungen effektiv meistern.
Das Wissen um die richtigen Maßnahmen – von der Suche nach Zeugen über die Beweissicherung bis hin zur richtigen Kommunikation mit den Behörden – ist unerlässlich. Durch den Einsatz digitaler Tools und regelmäßige Schulungen der FahrerInnen können Sie sicherstellen, dass jeder Unfall professionell und schnell abgewickelt wird – und Ihre Fahrzeuge möglichst selten in selbstverschuldete Unfälle und Pannen verwickelt werden. So können Sie nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Zufriedenheit und Sicherheit Ihrer FahrerInnen erhöhen.
Mit dem richtigen Verhalten am Unfallort ist es natürlich noch nicht getan – auch bei der Abwicklung mit Versicherungen, GutachterInnen und letztlich bei der tatsächlichen Reparatur gibt es zahlreiche rechtliche Fallstricke und Maßnahmen zu beachten. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit Patrick Plückthun von unserem Partner Bulex die gesamte Unfallabwicklung in einem Webinar ausführlich besprochen und sind neben der Abwicklung auch darauf eingegangen, was bei fiktiven Abrechnungen zu beachten ist und wie FahrerInnen beteiligt werden können. Sichern Sie sich noch heute hier die Aufzeichnung des Webinars.