Das Start-up Off Campers, vormals bekannt als CamperBoys, hat Insolvenz angemeldet. Dies gab Gründer Paul Pizzinini auf LinkedIn bekannt. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann 2016, als die Gründer Andreas Mall und Paul mit einem einzigen, 24 Jahre alten Camper namens „Woody“ in Fürstenfeldbruck in die Vermietung starteten. Seitdem erlebten sie mehrere Höhen und Tiefen, wuchsen zu einem bedeutenden Anbieter in der Campingbranche heran und standen schließlich aufgrund diverser Krisen und wirtschaftlicher Herausforderungen mit dem Rücken zur Wand.
Die Anfänge: Vom Studentenprojekt zum Unternehmen
Im Jahr 2016 wagten Andreas und Paul mit der Vermietung eines einzigen Campers ihre ersten Schritte. Schon ein Jahr später erlebte das Unternehmen erste Erfolge, als sie ihre Flotte um zwei ausgebaute Transporter erweiterten. Die Flexibilität und der persönliche Einsatz der Gründer waren der Schlüssel zum frühen Erfolg, sodass die Flotte 2018 weiter aufgestockt wurde – diesmal mit zwei VW Bullis, die direkt vor ihrer Studenten-WG in München vermietet wurden.
Mit der Eröffnung der ersten Station am Münchner Flughafen im Jahr 2019 und der Einstellung des ersten Mitarbeiters begann das Unternehmen, sich in der Campingbranche zu etablieren. Die Nachfrage nach VW Bullis stieg, und das junge Team expandierte kontinuierlich.
Die Herausforderungen der Pandemie
Wie viele Unternehmen traf der Corona-Lockdown 2020 auch Off Campers hart. Plötzlich standen alle 33 Camper still, und das Unternehmen stand vor einer existenziellen Krise. Doch durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne gelang es ihnen, sich über Wasser zu halten und den Betrieb fortzusetzen.
2021 zeichnete sich ein Aufschwung ab: Eine zweite Station wurde in Hamburg eröffnet, und die Campingbranche erlebte einen regelrechten Hype. Doch die globale Chipkrise verzögerte die Auslieferung von Fahrzeugen erheblich, was das Unternehmen erneut in Schwierigkeiten brachte. Viele der 75 neuen Camper konnten erst spät im Sommer eingesetzt werden.
Der große Expansionsplan und neue Hindernisse
Das Jahr 2022 hätte für Off Campers richtungsweisend werden können. Es war geplant, vier weitere Stationen in Berlin, Stuttgart, Düsseldorf und Halle zu eröffnen. Doch aufgrund von Lieferengpässen und Produktionsstillständen – unter anderem verursacht durch den Mangel an Kabelbäumen – blieben die Werke der Hersteller still. Die geplante Auslieferung von 350 neuen Campern scheiterte.
In dieser kritischen Phase konnte ein neuer Investor gefunden werden, der das Unternehmen zunächst rettete und die weitere Expansion ermöglichte. Es schien, als sei die schlimmste Phase überstanden.
Wachstum und ein Rebranding zu Off Campers
2023 war geprägt von Wachstum und Veränderung. Die Flotte war auf 750 Camper angewachsen, und das Unternehmen betrieb acht Stationen in ganz Deutschland. Mit einem Team von über 100 Mitarbeitenden entschied man sich für ein Rebranding – aus CamperBoys wurde Off Campers.
Doch der Druck auf das Geschäftsmodell wuchs. Die gestiegenen Einkaufspreise für Fahrzeuge, hohe Finanzierungskosten und sinkende Restwerte der Camper auf dem Gebrauchtwagenmarkt belasteten das Unternehmen stark.
Der Zusammenbruch
Die letzten zwölf Monate erwiesen sich als entscheidend. Off Campers versuchte, das Geschäftsmodell umzubauen und von einem eigenen Fuhrpark wegzukommen. Stattdessen sollte auf eine Mietflotte von externen Partnern gesetzt werden – ein „Asset-Light-Modell“. Doch leider besteht die Partnerflotte erst aus 300 von insgesamt 1200 Fahrzeugen. Zudem platzte vor wenigen Tagen eine größere Finanzierungsrunde, was das Unternehmen schließlich in die Insolvenz zwang.
Wie geht es weiter?
Off Campers steht nun vor einer ungewissen Zukunft. Die Gründer zeigen sich jedoch kämpferisch. In einer Mitteilung erklärten sie, dass sie ihr Bestes geben werden, um das Unternehmen zu restrukturieren, neue Investoren zu finden und den Betrieb für Kunden und Mitarbeiter aufrechtzuerhalten.
Die Insolvenz ist ein schwerer Schlag für das Unternehmen, das seit 2016 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen hat. Der Weg, den Off Campers gegangen ist, zeigt jedoch auch, wie schnell äußere Einflüsse ein wachsendes Unternehmen in die Knie zwingen können. Nun bleibt abzuwarten, ob sich ein Investor findet, der das Potenzial in Off Campers erkennt und dem Unternehmen eine zweite Chance gibt.
Die Gründer hoffen auf Unterstützung aus der Community und rufen dazu auf, ihre Geschichte zu teilen, um den passenden Investor zu finden – und vielleicht das Ruder noch einmal herumzureißen.