Führerscheinkontrolle – Die wichtigsten Fragen beantwortet im Interview mit Paul Becht
Paul Becht ist Geschäftsleiter bei DriversCheck, einem Anbieter für digitale Kontrollsoftware im Fuhrpark. Seine Karriere hat er im Marketing und Produktmanagement des Unternehmens begonnen und kennt die Anliegen von Fuhrparkverantwortlichen dementsprechend genau. Wir haben mit ihm über die Notwendigkeit der Erfüllung der Halterpflichten gesprochen.
Führerscheinkontrolle, UVV-Vorschriften und noch dazu die ganze Papierarbeit. Herr Becht, woher kommt es, dass im Fuhrpark so viel kontrolliert werden muss?
Deutschland ist unbestreitbar ein sehr reguliertes Land, was unter anderem mit unserem Streben nach Sicherheit und festen Zuständigkeiten verbunden ist. Allerdings bringt die Bürokratisierung auch zusätzliche Hürden mit sich. Der Gesetzgeber hinterlässt mit den Halterpflichten für Unternehmen eine riesige Lücke beim Thema Effizienz und leistet keine Hilfestellung bei der Erfüllung der Pflichten. Diese Lücke schließen mittlerweile zum Glück andere Unternehmen, die sich auf die Aufgaben der Halterhaftung spezialisiert haben. Die Digitalisierung ist hier voll im Gange und die Entwicklung steht auch in Zukunft nicht still. Wer im Fuhrparkbüro seine Hausaufgaben macht, findet schnell eine Vielzahl von Anbietern, die jeweils unterschiedliche Methoden für die Bewältigung der Arbeiten anbieten.
Die Führerscheinkontrolle ist die Kernkompetenz von DriversCheck. Warum sollten Fuhrparkverantwortliche sich so intensiv mit dem Thema auseinandersetzen?
Zunächst einmal ist die Führerscheinkontrolle eine Halterpflicht, die eindeutig aus dem Gesetz hervorgeht. Sie nicht durchzuführen, ist mit sehr viel Risiko verbunden. Ich gehe mal davon aus, dass es für alle Fuhrparkverantwortlichen einleuchtend ist, warum die Führerscheine zu Beginn des Arbeitsverhältnisses kontrolliert werden müssen. Doch das sollte nicht die einzige Kontrolle bleiben: Es braucht schließlich nur einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die ihren Führerschein abgeben musste und anschließend einen Unfall baut. Dann befindet man sich als Fahrzeughalter rechtlich in einer äußerst ungünstigen Lage. Rechtsexperten empfehlen daher, dass der Führerschein von allen Fahrern und Fahrerinnen daher halbjährlich kontrolliert werden sollte. Damit sind die Fuhrparkverantwortlichen im Rechtsstreit auf der sicheren Seite.
Aber sollte es nicht in der Verantwortung der Fahrer und Fahrerinnen liegen, nicht ohne Fahrerlaubnis zu fahren?
Der Gesetzgeber sieht das teilweise auch so. Daher müssen Fuhrparkverantwortliche nicht jeden Arbeitstag die Führerscheine kontrollieren. Allerdings bewertet der Gesetzgeber die Fahrzeuge des Unternehmens auch als potenzielle Gefahr. Dementsprechend muss das Unternehmen die Risiken zumindest minimieren. Diese Aufgabe spiegelt sich in der Pflicht zur regelmäßigen Führerscheinkontrolle und auch in den Unfallverhütungsvorschriften wider, ob gleich eine komplette Vermeidung von Gefahren nie möglich sein wird. Das mag auf einige Fuhrparkverantwortliche wie unnütze Arbeit wirken, allerdings würde es wesentlich mehr Chaos geben, wenn diese Regelung nicht bestünde. Darüber hinaus würden damit falsche Signale an FahrerInnen gesendet: Ihr werdet ohnehin nicht kontrolliert, also könnt ihr auch mit entzogener Fahrerlaubnis fahren. Regelmäßige Führerscheinkontrollen sorgen hin gegen dafür, dass solche Fälle eher gemeldet werden. Letztlich schützt die Regelung damit auch die betroffenen FahrerInnen vor sich selbst. Bei einem Unfall kämen diese nämlich in sehr große Schwierigkeiten.
Welche Regelungen führen bei Ihren Kunden noch zu Unverständnis?
Unverständnis gibt es kaum, vielmehr sind viele Verantwortliche gerade in kleinen Fuhrparks überrascht, welche Kontrollaufgaben im Rahmen der Halterpflichten auf sie zukommen. Die Unfallverhütungsvorschriften erfordern schließlich auch die regelmäßige Unterweisung der Mitarbeitenden. Obwohl alle ja einen Führerschein besitzen, müssen sie noch einmal im Umgang mit den Fahrzeugen geschult werden – jedes Jahr aufs Neue. Erklärt man den Verantwortlichen jedoch die Gründe, zeigen sie sich schnell einsichtig.
Warum muss der oder die Fuhrparkverantwortliche denn trotz der Führerscheinkontrolle jährlich die Fahrer und Fahrerinnen unterweisen?
Zunächst einmal müssen Fuhrparkverantwortliche das nicht zwingend selbst erledigen. Wir und unsere Mitstreiter am Markt bieten hier, genau wie zur Führerscheinkontrolle, digitale Lösungen an, die den Prozess stark vereinfachen und gleichzeitig rechtlich sicher sind. Mit einer passenden Lösung werden die regelmäßigen Aufgaben der Halterhaftung für die Fuhrparkverantwortlichen quasi ein Selbstläufer. So wird ein manuelles Eingreifen nur in Ausnahmefällen notwendig. Um jedoch zum Kern der Frage zurückzukommen: Auch hier geht es wieder um Sicherheit, sowohl für die fahrende Person als auch für dritte Verkehrsteilnehmende oder Mitarbeitende des Unternehmens. Nicht jede Person mit Führerschein besitzt ein eigenes Auto und nicht alle sind geschult im Umgang mit Ladung, mit der Bedienung von Elektroautos oder den wichtigen Kontrollen zu Fahrtbeginn. Im Einsatz für das Unternehmen ist aber gerade das Wissen, das über das Alltagswissen hinausgeht, häufig von großer Bedeutung. Aber ich verstehe, worauf die Frage anspielt: Natürlich kann ich nachvollziehen, wenn solche Schulungen als Gängelei angesehen werden. Besonders, wenn der Fuhrpark ordentlich und gut organisiert ist. Das ist aber nicht immer der Fall – und so sorgt das Gesetz durch Vorschriften für ein Mindestmaß an Sicherheit.
Aber sind es nicht gerade die unorganisierten Fuhrparks, die solche Aufgaben ohnehin nicht durchführen?
Wie sich das in den Statistiken widerspiegelt, kann ich nicht beurteilen. Wenn es so wäre, gäbe es zumindest im Falle eines Unfalls schnell einen Schuldigen – und das betroffene Unternehmen würde in Zukunft für rechtliche Absicherung sorgen, denn die Strafen und die entstehenden Kosten sind nicht unerheblich. Allerdings beobachten wir branchenübergreifend, dass sich aktuell viel im Fuhrpark und den Umgang mit den Vorschriften tut. Wir befinden uns mitten in einem Generationswechsel. Damit kommt auch ein neues Verständnis der Arbeit. Viele neue Fuhrparkmanager und -managerinnen sind mit digitalen Lösungen aufgewachsen und suchen direkt die smarten Abkürzungen, anstatt sich mit den zähen manuellen Prozessen zufrieden zu geben. Sie geben solche unliebsamen Aufgaben einfach ab und sparen dem Unternehmen damit sogar noch Arbeitszeit und Kosten. Aber auch bei alteingesessenen Fuhrparkleitern und -leiterinnen stoßen neue Entwicklungen und technische Lösungen auf Begeisterung: Nach Jahren von Aktenstapeln endlich die großen Aufgaben der Halterhaftung digital und ohne manuellen Aufwand zu erledigen, ist auch für sie eine spürbare Entlastung.
Wie sieht die Zukunft der Arbeit im Fuhrpark aus? Entfallen bald alle Routinearbeiten für die Fuhrparkverantwortlichen durch die Einführung digitaler Produkte?
Wie Sie anfangs schon angedeutet haben: Viele FahrerInnen und Fuhrparkverantwortliche sind nicht gerade begeistert von den Kontrollen oder den Präsenzterminen zur Fahrerunterweisung, ganz unabhängig vom Sinn der Vorschriften. Sie wollen eigentlich nur gute Arbeit machen und rechtlich auf der sicheren Seite stehen, ohne sich mit zeitraubenden Verpflichtungen herumschlagen zu müssen. Dementsprechend beobachten wir aktuell eine starke Nachfrage nach digitalen Produkten im Fuhrpark. Allerdings entfallen die Arbeiten nicht einfach. Sie werden lediglich durch die Technologie vereinfacht. Es braucht immer jemanden, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Ohnehin mangelt es im Fuhrpark sicherlich auch mit umfangreicher Digitalisierung nicht an Arbeit. Nur haben die Fuhrparkverantwortlichen dank technischer Unterstützung mehr Zeit, sich um die alltäglich anfallenden Aufgaben zu kümmern. Dafür sind sie dankbar und sicher werden sie auch davon begeistert sein, was die Zukunft noch bringen wird.
Dieser Artikel wurde erstmalig im FLEETMAG #3 veröffentlicht. Das Fleetmag ist ein jährlich erscheinendes Magazin für die betriebliche Mobilität. Wenn Sie bei der nächsten Ausgabe auch mit einem Fachbeitrag, einem Advertorial oder einer Anzeige mit dabei sein möchten, dann kontaktieren Sie uns: