In der Interview-Reihe mit erfahrenen Mobilitätsmanagern sprach das FLEETMAG in seiner 3. Ausgabe mit Jochen Pfeiffer, Leiter Fleet Management bei der WMF GmbH in Geislingen an der Steige. Pfeiffer ist seit 2012 Fuhrparkmanager und verantwortet insgesamt 650 Fahrzeuge.
Über WMF
WMF steht seit der Gründung 1853 für Innovation aus Tradition. Das Unternehmen überzeugt mit Entwicklung und Design Made in Germany und steht mit den Marken WMF, Silit, Kaiser und Schaerer innerhalb der französischen Groupe SEB als starke Säule für die Bereiche „Premium“ und „Professional“
Seit 10 Jahren sind Sie nun in der Rolle des Fuhrparkleiters bei WMF. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! In einem Jahrzehnt ändert sich nicht nur ein Unternehmen, sondern eine ganze Branche passt sich an. Wie haben sich die Aufgaben im betrieblichen Fuhrpark denn verändert?
Der Schwerpunkt verlagert sich vom operativen Fuhrparkverwalter immer mehr zur Unterstützung übergeordneter strategischer Unternehmensziele. Dazu zählen z.B. ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit, indem die richtigen Weichen für Mobilitätslösungen gestellt werden. Und gerade in Zeiten knapper Kapazitäten am Arbeitsmarkt ist das Mobilitätsangebot eines Unternehmens ein wichtiges Motivationskriterium für potenzielle Arbeitnehmer. Da gilt es, die richtigen Angebote bereitstellen zu können.
Was meinen Sie, wird die vorherrschende Frage zur Mobilität in den nächsten Jahren sein?
Entscheidend wird sein, ob und wie das Automobil seine seit Jahrzehnten unangefochtene Stellung als Mobilitätsgarant Nummer 1 beibehalten wird. Es ist bekannt, dass ein reiner Austausch vom Verbrenner zum BEV einige, aber nicht alle Probleme lösen kann. Und dabei müssen wieder zahlreiche neue Herausforderungen gelöst werden. Lademöglichkeiten, Rohstoffe für Batterien und der weitere Ausbau erneuerbarer Energien für den grünen Ladestrom sind da nur einige.
Ich frage mich, ob die starke politische Fokussierung der letzten Jahre auf den Elektroantrieb die Suche nach weiteren Alternativen nicht zu stark eingeschränkt hat. Sowohl im Speziellen bezüglich der passenden Antriebstechnik als auch im Allgemeinen für neue Mobilitätskonzepte, mit der die Bedürfnisse für Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig erfüllt werden können.
Mobilität und das Automobil als größter Punkt für die private und betriebliche Mobilität sind spannende Themen. Interessieren Sie sich schon immer dafür?
Ja, tatsächlich fasziniert mich das Thema Auto schon seit meiner Kindheit, und das ist nach wie vor der Fall. Außerdem befinden wir uns in der spannendsten Umbruchphase des Automobils der letzten Jahrzehnte. Dass ich selbst teilhaben und einen kleinen Anteil beitragen kann, fasziniert und motiviert mich sehr.
Dann passt Ihr Job als Fuhrparkleiter ja perfekt! Wie sind Sie damals in die Rolle des Fuhrparkleiters gekommen?
Wie die meisten von uns: Mehr zufällig als geplant. Mein Vorgänger schied 2012 altersbedingt aus. Man fragte mich, weil ich im Rahmen meiner Tätigkeit ohnehin bestehende Kontakte zu zahlreichen Fachbereichen der WMF und den Tochtergesellschaften hatte. Als IT-Einkäufer erwartete man von mir außer dem eine gewisse Affinität zu digitalen Lösungen, die bis dahin noch nicht eingeführt waren.
In Ihrem Fuhrpark-Profil sprechen Sie von Spezialfahrzeugen. Was genau haben Sie hier im Einsatz?
Wir haben ein paar interessante Spezialfahrzeuge am Stammsitz in Geislingen im Einsatz: Für unsere Werksfeuerwehr steht ein ausgewachsenes, feuerrotes MAN-Löschgruppenfahrzeug zur Verfügung. Unsere Sanitäter nutzen einen modern ausgerüsteten Sprinter Krankenwagen und einen VW T4 Baujahr 1989. Zum Glück sind die Einsätze selten, sodass der Bulli in den 34 Jahren noch kaum 20.000 km gelaufen ist. Unsere interne Logistik setzt wegen teilweise komplexer Beladungsszenarien drei Ruthmann Nieder flur-Hubwagen ein: Die geben im Ladebetrieb ein skurriles Bild ab, wenn sich die komplette Ladefläche fast ebenerdig senkt oder auf Laderampenhöhe erhebt.
Aktuell hört man immer wieder von dem Trend, dass viele Unternehmen von Firmenfahrzeugen als Mitarbeitermotivation Abstand nehmen und den Mitarbeitern andere Alternativen bieten. Welche Mobilitätsangebote neben einem Dienstwagen bietet WMF seinen Mitarbeitern an? Kommen hier seitens HR-Abteilung auch andere Impulse?
Eine alternative Mobilitätslösung bieten wir für die User-Chooser mit einer Car-Allowance an. Das bedeutet, dass statt eines Dienstwagens die entsprechende Betriebskostenrate ausbezahlt wird. Der Mitarbeitende kann sich seine bevorzugten Lösungen auf die eigenen Bedürfnisse individuell zusammenstellen. Außerdem gibt es für alle Mitarbeiter die Option, über unseren Kooperationspartner Eazycars unkompliziert und schnell ein Leasingfahrzeug unter Vertrag zu nehmen.
Sie sind seit vielen Jahren treuer Besucher des Flottentags. Wie würden Sie den Flottentag einem Fuhrparkleiter beschreiben, der bislang noch nicht dabei war?
Das ist einfach, weil ich es bereits mehrfach getan habe. Der Flottentag ist für Einsteiger im Fleetmanagement optimal, weil man eine große Anzahl interessanter Dienstleister, konzentriert in einem angenehmen Rahmen, kennenlernen kann. Und alte Hasen freuen sich über den wertvollen Austausch mit Funktionskollegen und das Knüpfen interessanter Kontakte zu Dienstleistern.
Gibt es ein besonderes Erlebnis oder ein Highlight aus Ihrer Tätigkeit im Fuhrpark?
Anekdoten gibt es reichlich, leider immer direkt verbunden mit bestimmten Dienstwagennutzern. Daher gehören sie nicht hierher. Aber bemerkenswert war die Mahnung des damaligen CFO der WMF, als ich den Job übernahm: „Ich weiß, ihr Einkäufer wollt immer sparen. Aber nicht, dass Sie uns die Autos jetzt kleiner machen!“ Ich hoffe, dass ich den Interessenkonflikt bisher gut lösen konnte. Der Schwerpunkt verlagert sich vom operativen Fuhrparkverwalter immer mehr zum Unterstützer übergeordneter strategischer Unternehmensziele.