Gesellschaftlicher Gegenwind für steuerliche E-Auto-Förderung
Die Bundesregierung plant steuerliche Anreize, um den Umstieg auf die Elektromobilität zu beschleunigen. Doch bei einem zentralen Punkt stößt das Konzept auf Widerstand: der Steuernachlass bei hochpreisigen Elektroautos. Eine neue Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung diese Maßnahme kritisch bewertet – vor allem dann, wenn sie vorwiegend Fahrern teurer Fahrzeuge zugutekommt. Das könnte weitreichende Folgen für die politische und wirtschaftliche Mobilitätsstrategie haben.
Steuerliche Vorteile für Luxusmodelle spalten die Autofahrer
Im aktuellen Investitionsprogramm der Bundesregierung wird vorgeschlagen, die Preisobergrenze für steuerlich begünstigte elektrische Dienstwagen von 70.000 auf 100.000 Euro anzuheben. Damit würden teure E-Fahrzeuge, insbesondere in der Oberklasse, von deutlich geringeren Steuersätzen profitieren. Der geplante Steuernachlass soll die private Nutzung dieser Fahrzeuge mit nur 0,25 Prozent versteuern statt der üblichen 1 Prozent.
Die Resonanz auf diesen Vorschlag ist jedoch verhalten: Laut einer repräsentativen Befragung lehnen 61 Prozent der deutschen Autofahrer diese Maßnahme ab. Nur 39 Prozent sprechen sich dafür aus. Der Vorwurf: Die Förderung käme vor allem Besserverdienenden zugute und verfehle den sozialen Ausgleich.
Steuernachlass auf ein E-Auto ist somit längst kein Selbstläufer mehr.
Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen erhalten mehr Zuspruch
Anders sieht es bei steuerlichen Maßnahmen aus, die Unternehmen betreffen: 63 Prozent der Befragten begrüßen bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in E-Fahrzeuge. Die betriebliche Mobilität wird hier als sinnvoller Hebel zur Emissionsreduktion gesehen. Trotzdem bleibt auch hier ein erheblicher Teil der Bevölkerung skeptisch. Für viele ist unklar, ob die steuerlichen Vorteile tatsächlich nachhaltige Investitionen anstoßen oder lediglich bestehende Flotten steuerlich günstiger gestellt werden.
Investitionen in Ladeinfrastruktur stoßen auf breite Zustimmung
Die Umfrage zeigt zudem, dass es steuerliche und infrastrukturelle Maßnahmen mit deutlich größerer Zustimmung gibt. So sprechen sich 72 Prozent für den beschleunigten Ausbau von Ladepunkten für E-Autos aus. Die Förderung von Wasserstofftankstellen für den Nutzfahrzeugbereich trifft sogar auf 76 Prozent Zustimmung. Diese Zahlen belegen: Der Wille zur Transformation ist da – aber er muss fair, sinnvoll und transparent gestaltet werden.
Soziale Gerechtigkeit als Knackpunkt bei der Förderpolitik
Ein besonders wichtiges Argument in der Diskussion um den Steuernachlass bei E-Autos ist der soziale Ausgleich. Fördermaßnahmen, die primär wohlhabenden Fahrern helfen, während Geringverdiener außen vor bleiben, untergraben das Vertrauen in die Verkehrswende. 77 Prozent der Befragten unterstützen daher ausdrücklich finanzielle Hilfen für Haushalte mit niedrigem Einkommen beim Umstieg auf klimafreundliche Mobilität.
Alternative Mobilitätskonzepte werden bevorzugt
Auch abseits des Individualverkehrs gibt es klare Präferenzen: 83 Prozent der Autofahrer sprechen sich für den Erhalt des Deutschlandtickets zum jetzigen Preis aus. Ebenso viele unterstützen den Umstieg auf klimaneutrale Busse. Fuß- und Radwege sollen ausgebaut werden – eine Entwicklung, die deutlich macht, dass die Bevölkerung nicht nur neue Autos, sondern ein neues Mobilitätsdenken fordert.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Elektromobilität in Deutschland keine bedingungslose Zustimmung mehr genießt. Vor allem beim Thema Steuernachlass herrscht Skepsis – insbesondere wenn dieser hochpreisigen E-Autos zugutekommt. Die Bevölkerung fordert gerechtere, nachhaltigere und inklusivere Lösungen. Wer Elektromobilität erfolgreich gestalten will, muss die Menschen mitnehmen – nicht überholen.