Das Mobilitätsbarometer 2024 von Allianz pro Schiene wirft ein ernüchterndes Licht auf den Zustand der öffentlichen Mobilität in Deutschland. Trotz des viel gelobten Deutschlandtickets und zahlreicher Verkehrsinitiativen zeigt die repräsentative Umfrage von Allianz pro Schiene, BUND und DVR deutliche Schwachstellen: Ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger ist unzufrieden mit der ÖPNV-Anbindung, und die gefühlte Sicherheit im Rad- und Fußverkehr stagniert oder verschlechtert sich sogar. Der folgende Artikel beleuchtet die zentralen Ergebnisse und gibt Einblicke in die Herausforderungen, vor denen die Verkehrspolitik steht.
ÖPNV: Dichte Takte statt langer Wartezeiten
Eine der zentralen Erkenntnisse des Mobilitätsbarometers ist die unzureichende Abfahrtsfrequenz von Bussen und Bahnen. Während die Entfernung zur nächsten Haltestelle für viele weniger problematisch ist, bemängelt ein Drittel der Befragten (34 %) zu seltene Abfahrten. Insbesondere in ländlichen Regionen wie Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg bleibt das ÖPNV-Angebot unzureichend.
Nur 17 % der Teilnehmenden gaben an, eine Verbesserung der Taktung in den letzten fünf Jahren wahrgenommen zu haben. Gleichzeitig sprachen 15 % von einer Verschlechterung. Diese Zahlen verdeutlichen den Handlungsbedarf, den auch Dirk Flege von der Allianz pro Schiene unterstreicht: „Die Politik muss nicht nur das Deutschlandticket sichern, sondern gleichzeitig für ein flächendeckend verbessertes Angebot sorgen.“
Sicherheit im Rad- und Fußverkehr: Mangelhafte Infrastruktur
Die Sicherheit auf Radwegen und im Fußverkehr bleibt ein drängendes Problem. Laut Mobilitätsbarometer fühlen sich 27 % der Befragten heute weniger sicher auf dem Fahrrad als vor fünf Jahren. Besonders in Thüringen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland sind die Radwege oft in schlechtem Zustand.
Auch der Fußverkehr ist nicht frei von Kritik. 85 % der Teilnehmenden gaben an, dass sich ihre Sicherheit als Fußgänger nicht verbessert habe. Diese Zahlen werfen die Frage auf, wie die Vision Zero – eine Strategie für null Verkehrstote – umgesetzt werden soll, wenn grundlegende Sicherheitsmaßnahmen fehlen.
Regionale Unterschiede: Welche Länder enttäuschen?
Das Mobilitätsbarometer offenbart deutliche regionale Unterschiede. Während Hessen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern im Ranking besser abschneiden, bilden Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg das Schlusslicht. Die Stadtstaaten glänzen durch ein vergleichsweise dichtes Netz und hohe Taktfrequenzen, doch die Diskrepanz zwischen urbanen und ländlichen Gebieten bleibt eklatant.
Ein Paradigmenwechsel ist nötig
Die Ergebnisse des Mobilitätsbarometers sind ein deutliches Signal an die Politik. Allianz pro Schiene, BUND und DVR fordern eine umfassende Neuausrichtung der Verkehrspolitik. Es braucht eine stärkere Förderung des Umweltverbunds – bestehend aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr – um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.
„Die Menschen wollen sicher und nachhaltig mobil sein, unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben. Die Infrastruktur muss dieser Erwartung gerecht werden“, betont Tina Löffelsend vom BUND.
Zusammenfassung: Verkehrspolitik unter Zugzwang
Das Mobilitätsbarometer 2024 zeigt klare Defizite in der deutschen Verkehrspolitik auf: Zu seltene Abfahrten, mangelhafte Sicherheitsstandards und eine unzureichende Förderung des Umweltverbunds belasten die Zufriedenheit der Bürger. Die Ergebnisse sind ein Weckruf, endlich in nachhaltige und sichere Mobilitätskonzepte zu investieren.