Die Elektromobilität in Deutschland wächst, und mit ihr steigt der Bedarf an einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur. Laut aktueller Auswertung existieren bundesweit mehr als 170.000 öffentliche Ladepunkte, davon über 40.500 Schnellladeeinheiten. Auf den ersten Blick scheint das Angebot ausreichend. Doch ein genauer Blick offenbart erhebliche Unterschiede in der regionalen Verfügbarkeit, Preisgestaltung und Nutzungsfreundlichkeit – Aspekte, die für Fuhrparkbetreiber und Vielfahrer entscheidend sind.
Regionale Verteilung – ein Flickenteppich
Während einige südliche und nördliche Bundesländer überdurchschnittlich gut versorgt sind, hinken vor allem ostdeutsche Regionen hinterher. Selbst innerhalb einzelner Landkreise ist die Verteilung ungleich. Ein Beispiel liefert der Kreis Groß-Gerau in Hessen: Mit rund 412 Ladepunkten pro 100.000 Einwohner liegt er an der Spitze – vor allem dank einer hohen Dichte in Rüsselsheim. In benachbarten Kommunen fehlen jedoch ganze Stadtteile mit öffentlichem Zugang, was längere Ladepausen erzwingen kann.
Preisgestaltung: Transparenz Mangelware
Für viele Fahrer bleibt das Laden an öffentlichen Säulen ein Kostenrisiko. Besonders Ad-hoc-Ladevorgänge an Autobahnen können laut Untersuchungen bis zu 60 Prozent teurer sein als vertraglich geregelte Ladevorgänge. Die Preisspanne reicht von unter 50 Cent pro kWh bei Gleichstrom-Ladungen im Vertrag bis hin zu deutlich höheren Tarifen bei spontaner Nutzung. Experten fordern daher eine zentrale Markttransparenzstelle, um Preisunterschiede offen zu legen und Wettbewerb zu fördern.
Verträge und Technologien: Potenzial für Einsparungen
Ein Ladestromvertrag kann die Kosten erheblich senken – vorausgesetzt, die eigene Vertragsinfrastruktur wird genutzt. Viele Anbieter koppeln diese Tarife jedoch an monatliche Grundgebühren. Komfortabler wird das Laden mit Plug & Charge, bei dem das Fahrzeug die Authentifizierung automatisch übernimmt. Wer auf Apps angewiesen ist, muss sich hingegen oft mit schlechter Netzabdeckung, defekten QR-Codes oder manipulierten Aufklebern herumschlagen.
Nutzererlebnis: Technik ist nicht alles
Seit 2024 müssen neue Schnelllader ab 50 kW mit Kartenlesern ausgestattet sein. Dennoch berichten Nutzer von schwankender Qualität bei der Bedienung. Defekte Ladepunkte, lange Wartezeiten und fehlende Wartung beeinträchtigen das Fahrerlebnis. Fachverbände fordern daher nicht nur einen Ausbau der Ladeinfrastruktur, sondern vor allem eine Verbesserung in der Zuverlässigkeit und Nutzerfreundlichkeit.
Zukunftsperspektiven: Ausbau mit Augenmaß
Die Gesellschaft für Technische Überwachung empfiehlt eine gezieltere Planung beim weiteren Ausbau. Im Fokus sollten nicht nur Ballungsräume, sondern vor allem ländliche Regionen und wichtige Reiserouten stehen. Dort entscheidet die Ladeverfügbarkeit über die Praxistauglichkeit der Elektromobilität – gerade für Fuhrparks und Vielfahrer mit engen Zeitfenstern.
Die Zahl der Ladepunkte in Deutschland ist beeindruckend, doch ihre ungleiche Verteilung und teils intransparente Preisgestaltung machen das Laden für viele Nutzer zur Herausforderung. Während vertraglich gebundene Fahrer von günstigen Tarifen und höherem Komfort profitieren, kämpfen andere mit überhöhten Preisen und unzuverlässiger Technik. Um die Elektromobilität alltagstauglicher zu machen, müssen Ausbau, Wartung und Preistransparenz Hand in Hand gehen.
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