Schienennetz in der Warteschleife
Das deutsche Schienennetz steht unter gewaltigem Sanierungsdruck. Trotz historisch hoher Investitionen ist der Rückstau bei Instandhaltungs- und Ausbauarbeiten im Jahr 2024 weiter gewachsen. Die Ursache liegt nicht nur in vernachlässigten Jahrzehnten, sondern auch in aktuellen Herausforderungen wie gestiegenen Baupreisen. Der aktuelle Zustandsbericht zeigt: Ohne gezielte Investition kann die notwendige Transformation der Schieneninfrastruktur nicht gelingen.
Der Investitionsstau wächst trotz Rekordinvestitionen
Die Bilanz ist ernüchternd: Der Investitionsstau im deutschen Schienennetz hat sich im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Milliarden Euro erhöht – von 92 auf 110 Milliarden Euro. Diese Entwicklung steht sinnbildlich für eine Infrastruktur, die den Anforderungen der Zukunft hinterherhinkt. Selbst wenn der Zustand des Netzes sich im Mittel von der Schulnote 3,03 auf 3,00 leicht verbessert hat, ist dies nur ein erster Schritt. Die stagnierende Entwicklung zeigt, dass punktuelle Investitionen allein nicht ausreichen.
Riedbahn als Hoffnungsträger – erste Fortschritte sichtbar
Ein positiver Ausreißer findet sich auf der Riedbahn: Hier zeigt sich, dass zielgerichtete Sanierungsmaßnahmen Wirkung entfalten können. Die Bewertung der Strecke verbesserte sich deutlich – von einer 3,7 im Jahr 2023 auf 2,19 in 2024. Dieses Beispiel liefert den Beweis: Investitionen im Schienennetz lohnen sich. Allerdings braucht es dafür eine langfristige und strategische Herangehensweise, nicht nur punktuelle Eingriffe.
Sondervermögen und Infrastrukturfonds als Lösungsperspektive
Ein Lichtblick in der Diskussion um die Investition ins Schienennetz ist die Schaffung eines Sondervermögens für Infrastruktur. Dieses eröffnet neue haushaltspolitische Spielräume, um den Investitionsstau über die kommenden zwölf Jahre sukzessive abzubauen. Zusätzlich soll ein Eisenbahninfrastrukturfonds dabei helfen, finanzielle Mittel schneller und flexibler abrufen zu können – losgelöst vom jährlichen Haushaltsprozess. Damit könnte nicht nur die Sanierung, sondern auch der Ausbau effizienter vorangetrieben werden.
Bedarf an klaren Kennzahlen und strategischer Steuerung
Die Allianz pro Schiene mahnt: Ohne klare Zielvorgaben und abgestimmte Bewertungsgrundlagen bleibt jede Investition ins Schienennetz ein Blindflug. Der Bund ist gefordert, gemeinsam mit der Deutschen Bahn realistische und messbare Zustandsindikatoren zu etablieren. Nur so kann eine Steuerung auf Basis belastbarer Daten erfolgen. Bislang fehlt es jedoch an einer solchen gemeinsamen Bewertungsgrundlage.
Jetzt den Investitionshebel umlegen
Deutschland steht an einem Wendepunkt seiner Infrastrukturpolitik. Das Schienennetz braucht gezielte, langfristig planbare Investitionen. Nur durch den Einsatz von Sondervermögen, neuen Fondsstrukturen und einer transparenten Zustandsbewertung lässt sich der gewachsene Rückstau wirkungsvoll angehen. Der Bund ist gefragt, die Weichen jetzt richtig zu stellen – für ein leistungsfähiges Schienennetz der Zukunft.