US-Fahrdienstleister expandiert nach Europa
Der US-amerikanische Mobilitätsanbieter Lyft wagt den Schritt über den Atlantik – und das mit einem Paukenschlag. Mit dem Kauf der europäischen Taxi-App FreeNow für rund 175 Millionen Euro sichern sich die Amerikaner einen soliden Einstieg in den europäischen Markt. Diese Transaktion bringt Bewegung in das Segment der urbanen Mobilitätsdienste, das von Dynamik, Konkurrenzdruck und Konsolidierung geprägt ist. Der Deal ist nicht nur der bislang größte Zukauf von Lyft außerhalb Nordamerikas, sondern auch ein klares Zeichen für die strategische Neuausrichtung auf dem globalen Mobilitätsmarkt.
Lyft übernimmt FreeNow: Eine Analyse des Deals
Lyft übernimmt die Taxi-App FreeNow von den bisherigen Eigentümern BMW und Mercedes-Benz, die sich zunehmend aus ihren Mobilitätskooperationen zurückziehen. Der Kaufpreis liegt laut Angaben bei rund 175 Millionen Euro – eine Summe, die das Potenzial und die strategische Bedeutung der App unterstreicht.
FreeNow ist in mehreren europäischen Metropolen aktiv – darunter Berlin, Hamburg, London und Barcelona. Mit diesem Kauf verschafft sich Lyft Zugang zu einem etablierten Netzwerk urbaner Mobilitätslösungen, das über Jahre hinweg aufgebaut wurde.
Warum sich Lyft den Deal leisten will
In den USA steht Lyft im harten Wettbewerb mit Uber. Angesichts stagnierender Wachstumschancen auf dem Heimatmarkt ist die Expansion nach Europa ein logischer Schritt. Mit der Übernahme von FreeNow rechnet Lyft mit einer Erhöhung der jährlichen Bruttobuchungen um rund eine Milliarde Euro.
Diese Strategie spiegelt ein wachsendes Interesse an diversifizierten Umsatzquellen wider. Besonders in Zeiten, in denen Mobilitätsplattformen zunehmend nach Wegen suchen, um sich gegen dominante Wettbewerber zu behaupten, gilt Europa als vielversprechender Markt.
Was passiert mit FreeNow unter dem Dach von Lyft?
FreeNow bleibt als Marke zunächst bestehen, jedoch wird es zu einer engeren Integration der Systeme und Plattformen kommen. FreeNow-CEO Thomas Zimmerman betont die komplementären Stärken beider Unternehmen: die Kundenorientierung von Lyft trifft auf FreeNows lokale Marktkenntnis und Branchenerfahrung.
Die Skalierung des Geschäfts soll durch das gebündelte Know-how beider Unternehmen vorangetrieben werden. Für Nutzer und Fahrer könnten daraus neue Services, bessere Integration und möglicherweise auch Preisvorteile entstehen.
BMW und Mercedes vollziehen strategischen Rückzug
Die deutschen Automobilhersteller hatten 2019 ein Mobilitäts-Joint-Venture gestartet, zu dem FreeNow, ShareNow und weitere Dienste gehörten. Mit dem Verkauf von FreeNow setzt sich der Rückzug aus diesem Geschäftsfeld fort – ein Indikator dafür, dass sich die Hersteller auf ihr Kerngeschäft und neue Technologien wie Elektromobilität fokussieren.
Übrig bleibt lediglich ChargeNow, ein Ladedienst für Elektroautos, an dem auch BP beteiligt ist. Die Trennung von FreeNow ist damit Teil eines umfassenden Umbaus der Mobilitätsstrategie deutscher OEMs.
Zusammenfassung der Entwicklungen
Mit dem Kauf von FreeNow durch Lyft verändert sich das Kräfteverhältnis auf dem europäischen Mobilitätsmarkt. Lyft sichert sich Zugang zu einem bestehenden Kundenstamm, einer ausgereiften Plattform und wichtigen Städtenetzen. Die bisherigen Eigentümer konzentrieren sich unterdessen wieder stärker auf Fahrzeugtechnik und Elektromobilität.
Diese Akquisition ist ein Signal für weitere Marktverschiebungen und zeigt, wie eng die Verzahnung zwischen klassischer Automobilindustrie und digitalen Mobilitätslösungen geworden ist. Für Städte, Kunden und Mobilitätsdienstleister brechen neue Wettbewerbsphasen an – mit Lyft als neuem Player auf europäischem Boden.