Diese Frage hört man beim Thema E-Autos so oft wie „Haben Sie WLAN?“ in deutschen Hotels. Doch was ist dran an den Bedenken, besonders im fordernden Vertriebsalltag mit langen Strecken, spontanen Kundenterminen und engen Zeitplänen?
Wir haben mit Lukas Elversfeld, Sales Manager bei Manheim Express, gesprochen. Er testet seit Anfang April im Rahmen eines Pilotprojekts einen Audi Q8 e-tron und verrät uns sein ungeschminktes Halbzeitfazit nach knapp 5.000 gefahrenen Kilometern.
Bereit für die nächste Kundentour: Mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern bringt der Audi Q8 e-tron Lukas problemlos von Termin zu Termin – ohne Reichweitenangst.
Von skeptischem Vertriebsprofi zum E-Auto-Enthusiasten
Als Außendienstler durch und durch, mit einer Jahresfahrleistung von 50.000–60.000 Kilometern, war Lukas der perfekte Kandidat, um die Alltagstauglichkeit eines E-Autos im Vertriebseinsatz zu testen. Seine anfänglichen Bedenken? Klassiker wie Reichweite, Ladedauer und Infrastruktur.
Das Fazit nach zwei Monaten? „Ich will nie wieder einen Verbrenner fahren.“
Eine Aussage, die aufhorchen lässt. Besonders von jemandem, der sich selbst als langjährigen Audi-Fan bezeichnet und den Komfort hochwertiger Verbrenner kennt.
Das gesamte Projekt ist eine Win-Win-Situation – sowohl für Lukas als auch für das Fuhrparkmanagement, das wertvolle Praxiserfahrungen sammeln kann.
„Unser Fuhrparkmanager sieht das als interessantes Thema und wollte konkrete Erfahrungswerte im Vertriebsalltag sammeln,“ erklärt Lukas. „Diese Praxistests sind Gold wert für Flottenentscheider.“
Die Reichweiten-Realität
Die berüchtigte Reichweitenangst erweist sich in der Praxis als unbegründet. Mit dem Audi Q8 e-tron kommt Lukas bei realem Autobahntempo verlässlich bis zu 400 Kilometer weit. Das auch noch mit genügend Reserven, denn die tatsächliche Reichweite wird tendenziell sogar eher zu niedrig angezeigt.
„Das Navi rechnet präzise aus, wie weit ich komme und wo ich laden kann. In der Praxis hatte ich sogar immer noch 5–8 % mehr Reichweite als angezeigt. Man kann tendenziell also noch weiter fahren, als man eigentlich glaubt.“
Ein weiteres Vorurteil, welches sich als nichtig erweist: Klimaanlage und andere elektronische Verbraucher haben kaum Einfluss auf die Reichweite – lediglich ein paar Kilometer weniger auf einer gesamten Ladung. Und mal ehrlich: das hat ein Verbrenner auch, denn die Klimaanlage läuft buchstäblich nicht nur mit „heißer Luft“.
Schnelleres Laden als ein Sandwich bei einer Fast-Food-Kette
Und wie sieht’s mit dem Laden aus? Lukas erzählt schmunzelnd von einem Erlebnis an der Schnellladesäule:
„Ich habe meine Mittagspause gemacht, war bei einem Fast-Food-Restaurant nebenan, habe gegessen, dann 5 Minuten telefoniert – und das Auto war schon bei 80 % geladen. Ich habe tatsächlich länger für mein Essen gebraucht als das Auto zum Laden!“
Ein weiterer Pluspunkt: In seinem bisherigen Test hat Lukas nur eine einzige defekte Ladesäule erlebt – und selbst in diesem Fall war es sein Fehler, weil er vorher nicht in der App nachgeschaut hatte. „Es wird immer gesagt, dass ein Großteil der Ladesäulen nicht funktionieren, aber in fast 5.000 Kilometern habe ich nur eine einzige erlebt, die nicht wie geplant lief. Und selbst das wurde in der App angezeigt.“
Lukas kennt mittlerweile jeden Schnelllader im Umkreis von 15 Kilometern und hat sich schnell mit seiner Umgebung vertraut gemacht. Die einzige Anpassung in seinem Alltag? „Ich muss morgens manchmal eine halbe Stunde früher los.“ Ansonsten läuft sein Vertriebsalltag wie gewohnt – nur entspannter.
Wir können also getrost festhalten, dass die Ladeinfrastruktur für E-Autos besser ist als…
…der Handyempfang auf deutschen Bahnstrecken.
…die Chance, in Berlin einen Behördentermin zu bekommen.
…die durchschnittliche WLAN-Geschwindigkeit in deutschen Büros.
Kosten: Die überraschende Bilanz
Hier zeigt sich eine differenzierte Bilanz zum klassischen Verbrennermotor:
„Wenn ich ausschließlich an öffentlichen Ladesäulen lade, ist das E-Auto tatsächlich teurer als der Verbrenner,“ erklärt Lukas offen. Die momentanen Preise an öffentlichen Schnellladern – oft zwischen 60 und 85 Cent pro kWh – führen zu höheren Kosten pro 100 Kilometer im Vergleich zum Diesel. Der echte wirtschaftliche Vorteil entsteht jedoch durch die Kombination mit dem Laden zu Hause:
„Zu Hause lade ich für 30 Cent pro kWh. Bei durchschnittlichen 90 kWh Ladevolumen sind das etwa 27 Euro für realistisch 400 Kilometer. Hier kommt man sogar günstiger weg als mit einem Verbrenner.“
Die Formel ist einfach: Mit eigener Wallbox spart man erheblich. Und auch unterwegs kann man mit den richtigen Ladekarten die Kosten optimieren.
Die unterschätzte Qualität: Eine unüberhörbare Ruhe
Was Lukas besonders begeistert: Die Ruhe im Fahrzeug. Kein Motorenlärm, kein Vibrieren, keine Ablenkung. Das Thema Motorensound wird oft als Argument für Verbrenner angeführt. Lukas hat dazu eine klare Meinung: „Ein Porsche klingt zwar toll, aber die wenigsten haben so ein Auto. Dann lieber gar keinen Sound und diese wunderbare Ruhe genießen. Man kann besser telefonieren, die Musikqualität genießen und kommt deutlich entspannter an. Das ist für uns im Vertrieb ein echter Mehrwert.“
Für Händler: Das solltet ihr wissen
Für zögernde Gebrauchtwagenhändler hat Lukas eine klare Botschaft:
Vertrauen aufbauen: „Man muss dem Kunden die Angst nehmen und Vertrauen in die Technologie schaffen.“
Infrastruktur erklären: „Wir haben eine bessere Ladeinfrastruktur als viele glauben, besser als die Netzabdeckung in Deutschland!“
Alltag betonen: „Du kaufst ein Auto nicht für den Urlaub, sondern für den täglichen Gebrauch.“
Bei der Beratung zu E-Autos ist es wichtig, auf die echten Alltagserfahrungen einzugehen statt theoretischer Probleme. Ein spannendes Argument: Nach Aussage von Lukas wollen 4 von 5 Personen aller E-Auto-Fahrer danach keinen Verbrenner mehr. Doch der Schritt zum E-Auto ist oft der Entscheidendste.
Was Händler besonders beachten sollten: Die Batterielebensdauer ist kein wirkliches Problem. „Die Zahlen zeigen ganz klar, dass die Batterie nicht wie allgemein vermutet an Leistung verliert. Nach drei Jahren haben die meisten Batterien noch mehr als 95 % ihrer ursprünglichen Kapazität.“ Hier setzt Manheim Express auf Batteriechecks in Kooperation mit AVILOO, die Klarheit für Käufer und Verkäufer schaffen.
Mehr als nur ein E-Auto – ein neues Vertriebserlebnis
Nach 6 Wochen und fast 5.000 Kilometern im Audi Q8 e-tron zieht Lukas ein überraschend klares Fazit: „Für den Vertriebsalltag ist das E-Auto nicht nur eine gleichwertige Alternative, in vielen Aspekten ist es sogar die bessere Wahl.“
Die größte Offenbarung war für ihn das heimische Laden: „Morgens mit 100 % Akku starten zu können, ohne vorher zur Tankstelle zu müssen, verändert den gesamten Tagesablauf positiv.“ Bei Unternehmen mit eigenen Ladepunkten potenziert sich dieser Vorteil für die gesamte Flotte.
Was den anfänglichen Skeptiker am meisten überrascht hat: Die Kombination aus präziser Reichweitenplanung, zuverlässiger Ladeinfrastruktur und dem überlegenen Fahrerlebnis macht den Arbeitsalltag spürbar angenehmer. „In der Ruhe des E-Antriebs führe ich bessere Kundengespräche und komme entspannter an. Das macht sich am Ende des Tages bemerkbar.“
Besonders relevant für Flottenmanager: „Der Umstieg lohnt sich besonders für Unternehmen mit planbaren Routen und Heimladung für die Dienstwagen,“ betont Lukas. „Die geringeren Betriebskosten, reduzierte Steuern und der Wartungsvorteil summieren sich bei einer Flotte erheblich.“
Der Rat an alle Händler, Flottenmanager und E-Mobility-Skeptiker: „Macht den Test selbst. Die meisten Vorbehalte lösen sich nach der ersten Woche in Luft auf. Und wer einmal die Vorteile erlebt hat, will nicht mehr zurück.“ Also, liebe Händler und Skeptiker: Testet selbst, bildet euch eine eigene Meinung und lasst euch überraschen.
Lukas testet den Audi Q8 e-tron von April bis Ende Juni 2025 im Rahmen eines praktischen Langzeittests im Vertriebsalltag. Alle Erfahrungen basieren auf seinem persönlichen Einsatz mit einer Fahrleistung von bisher ca. 5.000 Kilometern.