Europas Autoindustrie im Zwiespalt zwischen Vorschriften und Realität
Die CO2 Ziele der Autohersteller stehen im Zentrum der Mobilitätswende. Die EU hat ihre Erwartungen klar formuliert: bis Ende 2027 soll der CO2-Ausstoß im Pkw-Segment drastisch sinken. Doch der Weg dorthin ist alles andere als einfach. Trotz steigender Zulassungen von Hybrid- und Elektrofahrzeugen sind viele Hersteller noch weit entfernt von der Zielmarke. Einige Marken haben zwar bereits aufgeschlossen, aber für die Mehrheit bleibt es ein Wettlauf gegen die Zeit.
BEV und Hybrid: Treiber der CO2-Reduktion
Die Entwicklung im Jahr 2025 zeigt eine klare Richtung: batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) und Vollhybride treiben die Veränderung voran. Die CO2 Ziele der Autohersteller lassen sich mit klassischen Antrieben kaum noch erreichen. Während der durchschnittliche CO2-Ausstoß im März 2025 auf 103 g/km gesunken ist, liegt das Ziel bei 93,6 g/km – eine Lücke, die nicht ohne tiefgreifende Transformation zu schließen ist.
Insbesondere Vollhybride verzeichnen starkes Wachstum. Über 250.000 zusätzliche Zulassungen im Vergleich zu 2024 belegen, dass sie aktuell die tragende Säule der Elektrifizierung sind. Dennoch bleibt der BEV-Anteil hinter den Erwartungen zurück – ein entscheidender Faktor bei der Erreichung der CO2 Ziele.
Fotos: Dataforce
Marken im Einzelvergleich: Wer ist auf Kurs, wer kämpft?
Ein genauer Blick auf die Markenebene zeigt große Unterschiede. Renault, BMW, Kia und Toyota liegen bereits im Zielkorridor. VW hingegen hat zwar 13 g/km eingespart, muss aber weitere 12 g/km reduzieren, um regelkonform zu sein. Die CO2 Ziele gelten auf Gruppenebene, nicht für einzelne Marken – was den Druck auf große OEMs erhöht.
Hersteller mit einem hohen Anteil an BEV und PHEV profitieren von gewissen Spielräumen. Die EU erlaubt bei starker Elektrifizierung eine Anhebung des CO2-Zielwertes um bis zu 5 %. Doch diese Flexibilität reicht nicht aus, um strukturelle Schwächen bei der Modellpolitik oder Marktnachfrage zu kompensieren.
Anpassung der EU-Ziele: Notwendiger Schritt oder fatales Signal?
Die EU hat auf die schleppende Marktentwicklung reagiert und den Zielkorridor auf einen Zeitraum bis 2027 ausgeweitet. Damit sollen kurzfristige Überforderungen der Industrie vermieden werden. Doch die grundlegenden Anforderungen bleiben bestehen: ein BEV-Anteil von rund 35 % ist nötig, um die CO2 Ziele der Autohersteller zu erreichen.
Diese Flexibilisierung ist zugleich ein Eingeständnis der Regulierungslücken. Bislang gab es starre Sprünge im Fünfjahrestakt. Die aktuelle Anpassung schafft temporär Luft, wirft jedoch Fragen zur Planungssicherheit auf. Hersteller müssen sich trotzdem auf steigende Anforderungen bis 2030 vorbereiten – und das möglichst ohne Rückschläge bei der Verbraucherakzeptanz.
Was jetzt zählt: Konstanz, Innovation und Marktvertrauen
Die neue Zielsetzung bedeutet: Autohersteller müssen den CO2-Ausstoß monatlich um rund 0,9 g/km senken, um bis Ende 2027 auf 78 g/km zu kommen. Das entspricht einem strukturellen Wandel, der sich über drei Jahre ziehen wird. Diese kontinuierliche Reduktion kann das Vertrauen der Käufer stärken und zur nachhaltigen Akzeptanz von BEVs beitragen.
Die CO2 Ziele sind für die Autohersteller kein Projekt, das sich mit kurzfristigen Maßnahmen lösen lässt. Es bedarf strategischer Produktplanung, zielgerichteter Preisanpassungen und klarer Kommunikation. Denn letztlich entscheidet der Markt, wie schnell die Transformation gelingt.
Die nächsten Jahre entscheiden über die Zukunft der Autohersteller
Die Einhaltung der CO2 Ziele durch Autohersteller ist kein Selbstläufer. Auch wenn erste Erfolge sichtbar sind, bleibt der Handlungsdruck hoch. Wer heute zu spät handelt, zahlt morgen – in Form von Strafzahlungen, Marktanteilsverlust oder Reputationsschäden. Nur durch ein konsequentes Zusammenspiel von Technologie, Kundenorientierung und politischer Verlässlichkeit wird Europas Automobilindustrie den Anforderungen gerecht werden.