Eisenbahnbranche fordert Reform: Allianz pro Schiene drängt auf neues Trassenpreissystem
Die Eisenbahnbranche in Deutschland macht Druck auf die Bundesregierung: Ein neues, gerechteres Trassenpreissystem soll endlich umgesetzt werden. In einem gemeinsamen Branchenpapier präsentieren die Allianz pro Schiene, der Bundesverband SchienenNahverkehr und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen konkrete Vorschläge, wie die Preisstruktur für die Nutzung der Schieneninfrastruktur neu gestaltet werden kann. Ziel ist es, die wirtschaftliche Belastung der Bahnunternehmen zu senken und die Schiene gegenüber anderen Verkehrsträgern wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Nach Jahren steigender Trassenpreise, verursacht durch Inflation, höhere Instandhaltungskosten und politische Entscheidungen, sehen sich viele Eisenbahnverkehrsunternehmen am Limit. Die Branche fordert daher ein entschlossenes Handeln von der Politik – und zwar noch in dieser Legislaturperiode.
Drei Kernforderungen für ein zukunftsfähiges Trassenpreissystem
Im Zentrum des Branchenpapiers stehen drei zentrale Ziele: niedrigere Kosten, faire Verteilung und planbare Preise.
1. Absenkung des Preisniveaus:
Die Branche fordert eine deutliche Senkung der Trassenpreise, um den Schienenverkehr wirtschaftlich tragfähig zu halten. Das sogenannte Grenzkostenmodell soll dabei als Orientierung dienen. Es sieht vor, dass sich die Preise an den direkten Kosten der Zugfahrt orientieren – ohne zusätzliche Aufschläge. Zudem müsse der Bund jährlich rund zwei Milliarden Euro zur Infrastrukturfinanzierung beisteuern.
2. Faire Preisstruktur:
Eine gerechte Kostenverteilung über alle Verkehrsarten hinweg ist entscheidend, um Marktverzerrungen zu verhindern. Besonders im Schienenpersonennahverkehr drohen Ungleichgewichte, falls das erwartete EuGH-Urteil zur Trassenpreisbremse die derzeitige Praxis kippt.
3. Verlässlicher Preispfad:
Für mehr Planungssicherheit soll ein gesetzlich verankerter Preispfad eingeführt werden – ähnlich der Lkw-Maut. Ein transparentes Verfahren, in das die Branche und unabhängige Experten einbezogen werden, soll die Grundlage dafür bilden.
Warum die Reform des Trassenpreissystems dringend ist
Die Eisenbahn gilt als Rückgrat der Verkehrswende – doch ohne faire Rahmenbedingungen bleibt sie im Nachteil. Aktuell sind die Wettbewerbsbedingungen zwischen Straße und Schiene klar zu Ungunsten der Bahn verschoben. Die hohen Trassenpreise belasten insbesondere den Personenfern- und Güterverkehr massiv.
Laut der Branche sei die Reform des Trassenpreissystems ein entscheidender Hebel, um die Schiene als nachhaltiges Verkehrsmittel zu stärken und die politisch angestrebte Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene endlich Realität werden zu lassen.
Politik am Zug: Umsetzung bis 2027 gefordert
Das gemeinsame Papier zeigt, dass ein modernes, EU-konformes und wettbewerbsförderndes Modell möglich ist. Nun liegt der Ball bei der Bundesregierung. Bundestag und Bundesrat sollen die Weichen stellen, damit spätestens 2027 ein neues Trassenpreissystem in Kraft treten kann.
Die Allianz pro Schiene betont, dass nur mit einer zügigen Umsetzung Planungssicherheit für Unternehmen entsteht und die Investitionsbereitschaft in den Verkehrsträger Schiene gesichert bleibt. Die Zeit drängt – denn ohne Reform drohen weitere Belastungen für ein ohnehin unterfinanziertes System.
Ein modernes Trassenpreissystem könnte zum entscheidenden Hebel für eine starke und nachhaltige Schiene werden. Die Branche liefert der Politik dafür einen klaren Plan – nun muss gehandelt werden.
Erwähnte Unternehmen im Branchenverzeichnis
Verwandte Kategorien im Branchenverzeichnis
Ähnliche Meldungen
Neueste Meldungen

