Powerfleet zählt zu den führenden Anbietern im Bereich Flotten- und Assetmanagement. Im Interview erklärt Ingmar Schoemacher, wie das Unternehmen mit KI, IoT und offenen Plattformlösungen neue Maßstäbe in Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit setzt.
Ihr Unternehmen bietet vielfältige Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Mobilität und Flottenmanagement an. Könnten Sie uns einen Überblick über Ihre Angebote geben und wie diese Unternehmen davon profitieren?
Ingmar Schoemacher: Powerfleet versteht sich als Partner für Unternehmen, die ihre Flotten sicherer, effizienter und nachhaltiger gestalten möchten. Unser Portfolio umfasst klassische Telematiklösungen, KI-gestützte Videoüberwachung und umfassende Plattformen für das Flottenmanagement. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf unserem VisionAI-Portfolio, das mithilfe von Fahrerprofilen einen schnellen Überblick über das Fahrverhalten bietet, Verbesserungspotenziale sichtbar macht und neue Maßstäbe in puncto Sicherheit und Effizienz setzt.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erläutern, wie Sie Ihre Lösungen am Markt positionieren und welchen konkreten Mehrwert Ihre Kunden daraus ziehen?
Ingmar Schoemacher: SafeGuard ist ein gutes Beispiel und tatsächlich ein Meilenstein in der Flottensicherheit. Es ist die einzige Lösung am Markt, die eine Echtzeit-Risikoanalyse ermöglicht. Wir erkennen also nicht nur einzelne riskante Faktoren wie Müdigkeit oder Ablenkung, sondern bewerten kontinuierlich das Gesamtverhalten von Fahrern. So können Flottenmanager gezielt und frühzeitig eingreifen, ohne Tausende von Events durchsuchen zu müssen. Das kann Unfälle aktiv verhindern und Fahrer sowie andere Verkehrsteilnehmer bleiben besser geschützt. Gleichzeitig helfen wir die Anzahl unnötiger Warnmeldungen bei Kunden um bis zu 95 Prozent zu reduzieren. Damit sparen sie viel Zeit, die sonst für die manuelle Videoauswertung aufgewendet werden müsste. Das ist ein enormer Effizienzgewinn für unsere Kunden.
Inwiefern hat sich Ihr Business in den letzten Jahren verändert. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie es früher ablief und was heute anders ist?
Ingmar Schoemacher: Die letzten Jahre waren für Powerfleet von tiefgreifendem Wandel geprägt. Früher waren wir ein Anbieter klassischer Telematik- und Flottenmanagement-Lösungen, oft mit regionalem Fokus und einzelnen, voneinander getrennten Plattformen. Unsere Kunden mussten verschiedene Systeme nutzen, um Daten zu erfassen, zu analysieren und ihre Flotten sicher und effizient zu steuern.
Heute sind wir durch zwei entscheidende Schritte in der jüngsten Vergangenheit zu einem der weltweit führenden Anbieter für Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) auf Basis von Artificial Intelligence of Things (AIoT) geworden: Zum einen durch die Fusion mit MiX Telematics im Frühjahr 2024, zum anderen durch die strategische Übernahme von Fleet Complete im Herbst 2024. Beide Unternehmen bringen eine enorme technologische Tiefe, ein globales Partnernetzwerk und langjährige Erfahrung in den Bereichen Flottenmanagement, Sicherheit und Digitalisierung mit.
Diese Zusammenschlüsse und Akquisitionen haben uns ermöglicht, unsere Unity-Plattform massiv weiterzuentwickeln. Sie erfasst jetzt Daten aus unterschiedlichsten Quellen, ist geräteunabhängig und bietet unseren Kunden eine zentrale, intelligente Steuerung ihrer gesamten Flotte – egal, ob PKW, LKW, Spezialfahrzeuge, E-Fahrzeuge oder sogar Fahrräder. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir heute über 2,8 Millionen Abonnenten weltweit betreuen und ein Lösungsportfolio bieten, das von Echtzeit-Risikoanalysen wie die von SafeGuard bis hin zu branchenspezifischen Anwendungen für Asset-Tracking und Kühlkette reicht.
Unsere Kunden profitieren von einer einheitlichen Datenbasis, können Prozesse automatisieren, Risiken frühzeitig erkennen und ihre Flotten sicherer und nachhaltiger betreiben. Die Übernahme von Fleet Complete hat uns zudem Zugang zu neuen Märkten und innovativen Technologien verschafft, wie etwa in den Bereichen vernetzte Mobilität und Car-Sharing. Heute sind wir globaler, stärker vernetzt und innovativer aufgestellt als je zuvor und gestalten aktiv mit, wie moderne Flotten- und Assetmanagement-Herausforderungen gemeistert werden.
Welche Kunden sprechen Sie konkret an?
Ingmar Schoemacher: Unsere Lösungen konzentrieren sich auf zwei Anwendungsbereiche: On-Road (also unterwegs bzw. auf der Straße) und On-Site (z. B. Gabelstapler mit festem Einsatzort), wie wir es nennen. Daher sind wir in vielen Bereichen des Marktes sehr stark, vom öffentlichen Nahverkehr bis hin zu Unternehmen mit ein paar Fahrzeugen. Unsere Kunden haben je nach Größe unterschiedliche Bedürfnisse. Wir unterstützen Unternehmen jeder Größe, die ihre Flotten oder mobilen Assets effizient verwalten und optimieren möchten. Unsere Zielkunden kommen aus einer Vielzahl von Branchen – darunter Behörden, Dienstleistungsflotten und Transportunternehmen, die auf ein effizientes Flottenmanagement angewiesen sind.
Powerfleet führt im Bereich Materialtransport für Industrieunternehmen mit eigenem Fuhrpark oder Unternehmen aus der Intralogistik, etwa im Bereich Lager- und Materialflussmanagement. Auch Bauunternehmen gehören zu unserem Kundenstamm, die ihre Baustellenlogistik verbessern möchten. Darüber hinaus können Betreiber von automatisierten und robotergestützten Prozessen von unseren Lösungen profitieren. Grundsätzlich sprechen wir alle Organisationen an, die Wert auf Transparenz, Sicherheit und Effizienz im Flotten- und Assetmanagement legen und dafür moderne Telematik- und IoT-Technologien einsetzen möchten.
Ein gutes Beispiel ist unser Kunde Swans Travel in Großbritannien – ein familiengeführtes Bus-Charterunternehmen. Gemeinsam konnten wir durch den Einsatz von VisionAI innerhalb eines Jahres die Zahl der riskanten Fahrmanöver deutlich senken – etwa 56 Prozent weniger starkes Beschleunigen und rund 24 Prozent weniger abruptes Bremsen. Das System erkennt, wenn ein Fahrer wiederholt riskantes Verhalten zeigt, und informiert sowohl den Fahrer als auch das Flottenmanagement in Echtzeit. So können sofort Maßnahmen ergriffen werden – sei es durch direktes Feedback an den Fahrer oder durch einen Anruf aus der Zentrale.
Welches Alleinstellungsmerkmal oder welchen Wettbewerbsvorteil hat Ihre Company? (Stärken hervorheben)
Ingmar Schoemacher: Einer unserer größten Wettbewerbsvorteile ist die einzigartige Echtzeit-Risikoanalyse von SafeGuard, die nicht nur einzelne Ereignisse meldet, sondern das gesamte Fahrverhalten kontinuierlich bewertet. So können Unternehmen – und vor allem die Fahrer – Risiken frühzeitig erkennen und gezielt eingreifen. Zugleich reduzieren wir unnötige Warnungen um bis zu 95 Prozent und das spart enorm viel Zeit. Damit gehen wir deutlich über klassische Telematiklösungen hinaus, wie sie von vielen Wettbewerbern angeboten werden.
Außerdem ist unsere Unity-Plattform komplett offen und geräteunabhängig. Sie integriert Daten aus verschiedensten Quellen, auch von Drittanbietern und Konkurrenten, und bietet eine zentrale, intelligente Steuerung für alle Prozesse des Flottenmanagements. Durch die Zusammenschlüsse mit MiX Telematics und Fleet Complete sind wir heute global aufgestellt und bieten ein besonders breites Lösungsportfolio – von kleinen bis hin zu großen, internationalen Flotten.
Die Nachfrage nach nachhaltigen Mobilitätslösungen wächst stetig. Wie kommen Sie ins Spiel, um Ihre Kunden in der Planung und Umsetzung der Elektrifizierung der Flotte und Erreichung der EU-Vorgaben zu unterstützen? Haben sie hier konkrete Beispiele und Berührungspunkte?
Ingmar Schoemacher: Die Anforderungen von Kunden an eine grüne Flotte steigen kontinuierlich an. Noch bevor ein Unternehmen seine Flotte tatsächlich umstellt, hilft Powerfleet erst einmal dabei, die vorhandenen Fahrzeuge und Assets optimaler und effizienter einzusetzen. Dazu werden Telemetriedaten, Rahmenbedingungen und das Fahrverhalten von Personen ausgewertet und dokumentiert, bevor alle Informationen im Kontext des tatsächlichen Fahrzeugeinsatzes bewertet werden. Daraus ergeben sich verschiedene Potenziale wie die Umstellung auf alternative Antriebsformen, Optimierungen beim Fahrverhalten oder eine erhöhte Aufmerksamkeit im Umgang mit den Fahrzeugen selbst.
Es ist auch sinnvoll, den Energieverbrauch zu senken und Routen zu optimieren. Um das zu erreichen, sollten Unternehmen sich mit Beratern austauschen und unterstützende Systeme wie die Unity-Plattform nutzen. Solche Systeme können den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen von Fahrzeugen überwachen und bei Anpassungen und der Umstellung der eigenen Flotte auf E-Modelle helfen. Dies trägt dazu bei, die Nachhaltigkeit zu erhöhen und gleichzeitig die Betriebskosten langfristig zu senken. Zugleich erhöht der Einsatz moderner Lösungen für das Flottenmanagement die Sicherheit für Mensch und Maschine und reduziert damit auch die Zahl und den Aufwand der Schadensabwicklungen.