Überlastete Rastplätze werden zum Sicherheitsrisiko
Der Mangel an geeigneten Lkw-Stellplätzen entlang deutscher Autobahnen hat sich zu einem akuten Problem für die Verkehrssicherheit entwickelt. Tausende Lkw-Fahrer stehen Abend für Abend vor dem gleichen Problem: kein freier Stellplatz weit und breit. Die Folge sind überfüllte Rastanlagen, gefährliche Improvisationen und ein erhöhtes Unfallrisiko. Eine bundesweite Untersuchung zeigt nun in bisher nicht dagewesener Deutlichkeit, wie ernst die Lage wirklich ist.
Überbelegung als Regel: Rastplätze platzen aus allen Nähten
Zwischen April und Juni 2025 wurden an 132 Rastanlagen entlang der deutschen Autobahnen insgesamt 5.088 reguläre Lkw-Stellplätze gezählt. Tatsächlich parkten dort jedoch 7.664 Lkw – eine Überbelegung von 51 Prozent. In einigen Fällen lag die tatsächliche Auslastung sogar mehr als dreifach über der Kapazitätsgrenze. Nur an 16 Prozent der untersuchten Rastplätze waren überhaupt noch freie Stellplätze verfügbar.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Ausbau der Infrastruktur längst überfällig ist. Besonders betroffen sind stark frequentierte Transitachsen sowie der Großraum Berlin, Frankfurt am Main, die A3 in Bayern und die A5 zwischen Frankfurt und Karlsruhe.
Gefährliches Ausweichen: Parken auf Standstreifen und Zufahrten
Ein gravierendes Problem ist das riskante Ausweichverhalten vieler Fahrer. So wurden bei 76 Prozent der Anlagen verkehrsgefährdende Parksituationen dokumentiert. Mehr als die Hälfte aller Rastplätze wiesen Lkw auf, die in den Ein- oder Ausfahrten parkten. 15 Prozent der Anlagen zeigten eine Zweckentfremdung des Standstreifens – ein massives Sicherheitsrisiko.
Auch Pkw-Fahrer bekommen die Folgen zu spüren: An 17 Prozent der Rastplätze war sicheres Parken für Pkw nicht mehr möglich, weil 526 Lkw reguläre Pkw-Stellflächen blockierten.
Lkw-Fahrer unter Druck: Ruhezeiten nicht mehr gewährleistet
Ohne ausreichende Lkw-Stellplätze auf den Autobahnen bleibt vielen Fahrern keine andere Wahl, als ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten unter widrigen Bedingungen oder gar nicht einzuhalten. Das bringt nicht nur sie selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Die Erhebung zeigt: Wenn Infrastruktur fehlt, entstehen Risiken im gesamten Verkehrsfluss.
Ausbau, Umnutzung, Digitalisierung: Drei Hebel für mehr Sicherheit
Der Handlungsbedarf ist eindeutig. Der Ausbau der Stellplatzkapazitäten entlang der Autobahnen ist unausweichlich. Neben dem Neubau fordert die Untersuchung auch eine effizientere Nutzung bestehender Flächen durch Umgestaltung und bauliche Maßnahmen. Besonders gefährliche Bereiche sollten so verändert werden, dass sie das verbotene Ausweichparken gar nicht erst ermöglichen.
Zudem empfiehlt sich die flächendeckende Einführung digitaler Parkraumlösungen, etwa durch Echtzeitanzeigen freier Stellplätze. Erste Pilotprojekte existieren bereits und sollten konsequent weiterverfolgt werden.
Mehr Details zur Lkw-Stellplatz–Problematik bietet die aktuelle Untersuchung.
Konsequenzen für Politik und Logistikbranche
Nur eine moderne und angepasste Infrastruktur kann den Herausforderungen des Güterverkehrs auf deutschen Straßen gerecht werden. Bund und Autobahn GmbH sind gefordert, dringend nachzusteuern. Auch Speditionen und Logistikunternehmen müssen sich verstärkt für verbesserte Rahmenbedingungen ihrer Fahrer einsetzen. Denn ohne sichere Ruheorte sind Transportketten langfristig nicht stabil zu halten.