Die THG-Quote ist eines der zentralen Instrumente, um die Energiewende im Verkehrssektor voranzutreiben. Doch wie funktioniert sie eigentlich, und welche Herausforderungen gibt es? Im Interview erklärt Experte Christoph von E Bonus, warum die THG-Quote nicht nur Unternehmen, sondern auch der Umwelt hilft, welche Probleme durch Betrugsfälle und fallende Preise entstanden sind und welche politischen Maßnahmen notwendig wären, um langfristig Klimaschutz und nachhaltige Mobilität zu fördern.
Die THG-Quote dürfte den allermeisten Elektromobilisten bekannt sein. Kannst du trotzdem nochmal kurz erklären, was es damit auf sich hat?
Gerne, die THG-Quote steht für Treibhausgasminderungsquote. Die THG-Quote muss von Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in Verkehr bringen – also vor allem Mineralölunternehmen – eingehalten werden. Ziel der THG-Quote ist es, nachhaltige Kraftstoffe, die weniger oder keine Treibhausgase ausstoßen, zu fördern, um so die Treibhausgase insgesamt zu senken. Von Jahr zu Jahr steigt die THG-Quote. Die THG-Quote ist also ein wichtiges marktbasiertes Instrument zur Umverteilung von Geldern von fossilen zu erneuerbaren Kraftstoffen. Dadurch wird die Energiewende im Verkehrssektor gefördert, was richtig und wichtig ist
Wie genau funktioniert die THG-Quote denn?
Nehmen wir an, ein Unternehmen verkauft 100 Liter Benzin. Dies verursacht rechnerisch Emissionen in Höhe von 265 kg CO2. Im Jahr 2024 liegt die THG-Quote bei 9,25%. D.h. das Unternehmen muss nun dafür sorgen, dass die Emissionen von 265kg um 9,25% gemindert werden. Hierfür stehen dem Unternehmen verschiedene Erfüllungsoptionen zur Verfügung. So kann das Unternehmen z.B. Biokraftstoffe, Wasserstoff oder Ladestrom verkaufen. Diese Optionen stoßen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffe deutlich weniger Treibhausgase aus, wodurch je nach Erfüllungsoption eine bestimmte Menge anrechenbar ist und so die THG-Quote am Ende erfüllt werden kann.
Gibt es auch andere Möglichkeiten die THG-Quote zu erfüllen?
Ja, die Unternehmen müssen den Biokraftstoff oder Ladestrom nicht zwingend selbst verkaufen, sondern können hierfür auch Zertifikate von anderen Firmen kaufen, die z.B. eine Ladesäule betreiben und somit den Ladestrom in der Verkehr gebracht haben. Zudem gibt es auch Zertifikate aus fortschrittlichen Biokraftstoff oder Upstream-Emission-Reductions (UERs). Die verschiedenen Zertifikate stehen somit für eine Menge (wird meistens in Tonnen oder Kilogramm angegeben), die für die THG-Quote anrechenbar ist. Diese lassen sich dann wie an einer Art „Börse“ handeln, wodurch sich ein Preis pro Tonne ergibt. Letztere zwei Arten sind jedoch zu einem großen Problem geworden.
Wieso? Was ist das Problem an den Zertifikaten?
Der Handel mit den Zertifikaten an sich stellt kein Problem dar. Im Gegenteil, dadurch werden Unternehmen und Personen gefördert, die nachhaltige Kraftstoffe für den Verkehr bereitstellen oder nutzen. Das Problem sind die Zertifikate für fortschrittlichen Kraftstoff und UERs. Diese werden vor allem im Ausland, hauptsächlich in China, generiert, sparen tatsächlich aber kaum oder keine Emissionen ein, da es hier auch viele Betrugsfälle gab. Dadurch konnten diese Zertifikate besonders günstig angeboten werden, wodurch aber auch die Quotenpreise für die anderen Erfüllungsoptionen sanken. Das ist auch der Hauptgrund, warum der Preis im Jahr 2024 so stark eingebrochen ist.
Ist die THG-Quote also in Zukunft nichts mehr wert?
Nein, dass die THG-Quote gar nichts mehr sein wird, ist eigentlich ausgeschlossen, da die Mineralölunternehmen auch in Zukunft die Quoten benötigen werden. Aber wenn sie noch tiefer fallen würden wie aktuell (also weniger wie 50 Euro pro Fahrzeug), dann stellt sich für viele Fuhrpark- und Ladesäulenbetreiber natürlich die Frage, ob sie die THG-Quote noch beantragen werden.
Was denkst du wohin sich die Preise entwickeln werden?
Das ist tatsächlich schwer zu sagen. Durch die Anpassung des Umweltbundesamtes, dass 2025 und 2026 keine Quoten aus dem Vorjahr übertragen werden dürfen, sind zumindest ein wenig die Quoten gestiegen. Aber das reicht noch nicht, um die Preise wieder auf frühere Preisebenen zu bekommen. Werden jedoch politisch Maßnahmen umgesetzt, wird sich das auch in den Preisen bemerkbar machen,
Welche Maßnahmen wären notwendig, damit die Preise wieder steigen?
Antwort: Hier gibt es verschiedene Ansätze. Eine effiziente Möglichkeit wäre die Einführung einer ambitionierten Unterquote für Elektromobilität, um sicherzustellen, dass dieser Bereich einen wesentlichen Anteil der geforderten Einsparungen abdeckt. Zusätzlich könnte eine Erhöhung des Mehrfachfaktors für Elektromobilität von 3 auf 4 dafür sorgen, dass pro Fahrzeug mehr eingespart wird, was aber auch zu einer Steigerung der Quotenmenge führen würde. Viel wichtiger wäre aber eine Begrenzung von Biokraftstoffen, bzw. nur das Zulassen von Quoten aus Deutschland, wo sichergestellt werden kann, dass es sich um fortschrittlichen Biokraftstoff auch handelt, um Betrug vorzubeugen. Generell könnte auch über eine Maximalquote, die von Jahr zu Jahr kleiner wird, nachgedacht werden. Zudem sollte die Übererfüllung auf einen minimalen Prozentsatz beschränkt werden oder generell die Quotenziele deutlich erhöht werden, wie es in den Niederlanden gemacht wurde.
Langfristig sollte die THG-Quote für die Jahre nach 2030 ambitioniert weitergeführt werden, um langfristige Investitionssicherheit und kontinuierliche Fortschritte bei der Emissionsminderung zu gewährleisten. Denn auch im Jahr 2030 werden wir noch viel fossile Kraftstoffe im Umlauf haben.
Die THG-Quote wird oft auch als Greenwashing bezeichnet/gesehen? Wie siehst du das?
Nein, das ist es nicht. Die THG-Quote wird leider auch oft mit CO2-Zertifikaten aus Kompensationsprojekten verwechselt. Wichtig ist deshalb folgendes zu unterscheiden: Es gibt die THG-Quote und die CO2-Bilanz. Die THG-Quote gilt für Mineralölunternehmen. Die CO2-Bilanz wird von Unternehmen erstellt zur Feststellung ihrer Emissionen. Die eingesparten Mengen der THG-Quote können aber nicht bei der CO2-Bilanz angerechnet werden und beeinflussen diese auch nicht.
Aber man unterstützt die Mineralölunternehmen ja dabei ihre Quotenziele zu erreichen…
Ja, das stimmt. Aber zum einen hält sich das UBA die Möglichkeit vor, die Quoten selbst zu verkaufen, sollten diese nicht genutzt werden. Zum anderen erhält man dafür ja auch Geld. Mit diesem Geld kann weitaus mehr Impact geschaffen werden, wie wenn man die Quote verfallen lässt mit der Hoffnung die Mineralölunternehmen müssten dann mehr Geld für die Quoten bezahlen. Deshalb kann ich nur raten, die THG-Quote zu beantragen und das erhaltene Geld in Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Unternehmen oder in Spendenprojekten zu investieren. Wir bei E Bonus motivieren unsere Kunden dazu einen Teil oder die kompletten Erlöse zu spenden. Da eines unser Ziele ist den maximalen Erlös für die THG-Quote zu erzielen, können unsere Kunden sicher sein, dass sie auch einen maximalen Beitrag fürs Klima leisten. Zusätzlich spenden wir noch 10% unerer Gewinne an verschiedene Projekte im Bereich Klimaschutz, Soziales und Verkehrswende, um den Impact noch zu vergrößern.
Ich stehe für Fragen gerne zu Verfügung unter christoph@e-bonus.de
Erwähnte Unternehmen im Branchenverzeichnis
E Bonus GmbH
- 5.0/ 5 1 Bewertung
- THG-Quote
Ich hatte letztes Jahr dort meine THG-Quote beantragt. Das hat super funktioniert. Dieses Jahr ...