Sonntags mit der S-Bahn: Warum der ÖPNV in Frankfurt sonntags punktet
ÖPNV. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist in deutschen Großstädten ein unverzichtbarer Bestandteil der urbanen Mobilität. Doch gerade in Sachen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gibt es oft Kritik. Eine aktuelle Untersuchung des ADAC hat die Pünktlichkeit der S- und U-Bahnen in vier Metropolen, darunter Frankfurt, unter die Lupe genommen. Das Ergebnis zeigt: Wer sonntags fährt, ist meist besser unterwegs.
Analyse deckt Schwächen im Wochenverlauf auf
Die Untersuchung konzentrierte sich auf neun Linien der S- und U-Bahnen im Frankfurter Raum. Besonders auffällig: Während der Berufsverkehr unter der Woche von deutlichen Schwankungen geprägt ist, zeigt sich am Wochenende ein positiver Trend. Vor allem sonntags kommen Fahrgäste häufiger pünktlich ans Ziel. Dies liegt nicht nur an einem geringeren Fahrgastaufkommen, sondern auch an einer reduzierten Nutzung der stark beanspruchten Schieneninfrastruktur.
Laut der Untersuchung liegt die Pünktlichkeitsquote bei S-Bahnen unter der Woche oft nur bei 67 %, wenn man Verspätungen von mehr als drei Minuten berücksichtigt. Sonntags hingegen steigt dieser Wert deutlich an. Bei den U-Bahnen fällt die Verbesserung weniger ins Gewicht, da diese generell stabiler im Betrieb sind.
Die Schwächen der Statistik: Nicht alles wird erfasst
Ein zentrales Problem der Pünktlichkeitsangaben ist der sogenannte Sechs-Minuten-Schwellenwert, der kleinere Verspätungen nicht berücksichtigt. Laut offiziellen Angaben erreichen Frankfurts S-Bahnen eine Pünktlichkeitsquote von etwa 88 %. Die Realität der Fahrgäste sieht jedoch anders aus. Eine Umfrage ergab, dass nur etwa 63 % der Bahnen als pünktlich wahrgenommen werden.
Wolfgang Herda, Verkehrsexperte, kritisiert: „Der Schwellenwert ist im Regionalverkehr nicht realitätsnah. Wer seinen Anschluss verpasst, weil eine Bahn mit fünf Minuten Verspätung einfährt, ist am Ende genauso verspätet wie bei einer größeren Verzögerung.“
Frankfurt im Vergleich: Infrastruktur als Engpass
Im Vergleich mit Städten wie Berlin und Hamburg schneidet Frankfurt in Sachen ÖPNV-Pünktlichkeit schlechter ab. Besonders problematisch ist die Doppelbelastung der S-Bahn-Gleise durch Fernverkehr und Güterzüge. In Kombination mit einer steigenden Nachfrage und stagnierenden Investitionen stößt das bestehende Schienennetz zunehmend an seine Grenzen.
Positiv ist jedoch, dass Maßnahmen zur Verbesserung bereits geplant sind. Projekte wie die Regionaltangente West und der neue Fernbahntunnel sollen mittelfristig für Entlastung sorgen. Diese Vorhaben werden dringend benötigt, um die Kapazitätsgrenzen zu erweitern und die Pünktlichkeit zu verbessern.
Nachholbedarf bei Kommunikation und Transparenz
Ein weiterer Kritikpunkt der Analyse betrifft die Kommunikation mit den Nutzern. Anders als in Hamburg oder Berlin fehlt in Frankfurt ein öffentlich zugängliches Dashboard, das Fahrgäste über die aktuelle Pünktlichkeit informiert. Diese Transparenz könnte das Vertrauen in das System erhöhen und den Druck auf die Betreiber verstärken, Verbesserungen umzusetzen.
Sonntagsfahrer profitieren von weniger Störungen
Die ADAC-Analyse zeigt: Sonntagsfahrer kommen in Frankfurt oft entspannter und pünktlicher ans Ziel. Während der Berufsverkehr durch hohe Auslastung und häufige Störungen geprägt ist, bietet das Wochenende einen willkommenen Kontrast. Für Berufspendler bleibt jedoch der dringende Wunsch nach Verbesserungen – sowohl in der Infrastruktur als auch in der Kommunikation.