In einer strategischen Kehrtwende steuert General Motors (GM) im Jahr 2024 einen neuen Kurs in Bezug auf die Investitionen in selbstfahrende Autos an. Die Maßnahmen, die im Rahmen dieser Neuausrichtung ergriffen werden, sollen nicht nur den Aktienkurs beflügeln, sondern auch eine nachhaltige Positionierung im sich wandelnden Markt für autonomes Fahren ermöglichen.
Cruise, GMs Tochterunternehmen, bremst ambitionierte Pläne aus
Eine Schlüsselrolle in dieser Veränderung spielt die Tochtergesellschaft von GM, Cruise, die sich auf die Entwicklung selbstfahrender Taxis spezialisiert hat. Trotz vielversprechender Ansätze hat Cruise mit regulatorischen Herausforderungen zu kämpfen. Die kalifornische Zulassung ging nach einem Unfall mit Personenschaden verloren, der angeblich auf mangelnde Kooperation mit der Verkehrsbehörde zurückzuführen ist.
Technische Herausforderungen und Unfälle prägen die Vergangenheit von Cruise
Vor dem Verlust der Zulassung musste Cruise mehrere Rückschläge verkraften, darunter Situationen, in denen autonome Fahrzeuge den Verkehr behinderten. Die Abwesenheit eines Fahrers erschwerte die schnelle Beseitigung von Hindernissen durch Einsatzkräfte. Unfälle, darunter ein Zusammenstoß mit einem Feuerwehrfahrzeug und Auffahrunfälle aufgrund plötzlichen Bremsens, führten dazu, dass Cruise vorübergehend alle öffentlichen Fahrten einstellen musste. Der Rücktritt von CEO Kyle Vogt und COO Dan Kan, beide Mitgründer von Cruise, markierte einen weiteren Wendepunkt.
Finanzieller Segen durch den Betriebsstopp bei Cruise
Obwohl der Betriebsstopp bei Cruise eine Herausforderung darstellt, erweist er sich für GM finanziell als Segen. In den ersten neun Monaten des Jahres verzeichnete Cruise einen Verlust von 1,9 Milliarden US-Dollar. Dies übertrifft sogar die Auswirkungen eines Streiks in GM-Fabriken, der zu einer Produktionssenkung von etwa 95.000 Fahrzeugen führte und 1,1 Milliarden Dollar kostete. Die Einigung auf höhere Löhne verteuerte zudem die GM-Neufahrzeuge des Jahrgangs 2024 in Nordamerika um durchschnittlich 500 US-Dollar pro Stück.
GM-Chefin Mary Barra setzt auf Sparmaßnahmen
Die GM-Chefin Mary Barra reagierte mit einem umfassenden Sparprogramm, das auch Cruise betrifft. In einer Mitteilung an Investoren verkündete GM am Mittwoch, dass Cruise im Jahr 2024 erheblich weniger Mittel erhalten wird. Statt in vier US-Städten Taxifahrten anzubieten, wird vorerst nur eine Stadt berücksichtigt. Barra betont die Notwendigkeit, das Vertrauen zu Regulierungsbehörden, Einsatzkräften und den Bewohnern der betroffenen Städte wieder aufzubauen. Der Schwerpunkt liegt auf „Sicherheit, Transparenz und Verantwortlichkeit“.
GM stärkt finanzielle Position: Dividendensteigerung und Aktienrückkauf
Obwohl Cruise vor finanziellen Herausforderungen steht, spiegelt dies nicht die Gesamtsituation von GM wider. Die höhere Dividende und die positiven Aussichten für den operativen Cashflow im Autogeschäft verdeutlichen die finanzielle Stärke des Unternehmens. GM plant, die Ausgaben für langfristige Anlagegüter zu reduzieren, verzichtet auf eine Kreditlinie von sechs Milliarden Dollar und leiht sich stattdessen für ein Jahr drei Milliarden Dollar aus.
Seit der Rückkehr an die Börse 2010 hat GM eigene Aktien im Wert von 14,2 Milliarden Dollar zurückgekauft. Jetzt setzt das Management statt Brötchen eher auf Brotlaibe: Zehn Milliarden Dollar werden an Banken überwiesen; dabei werden GM-Aktien im Wert von 6,8 Milliarden Dollar vernichtet. Der Rest fließt in weitere Stützkäufe der GM-Papiere.
Weitere finanzielle Spielräume: GM behält sich Optionen vor
Trotz bereits durchgeführter Maßnahmen behält sich das Management finanzielle Spielräume vor. Sollte der Aktienkurs nicht ausreichend hoch bleiben, stehen weitere 1,4 Milliarden Dollar für zusätzliche Käufe bereit. Diese Ankündigungen haben den Kurs des GM-Wertpapiers bereits am Mittwoch um gut neun Prozent steigen lassen.
Elektroautos bei GM: Herausforderungen und neue Perspektiven
Im Oktober hat GM die Produktion von Elektroautos gedrosselt, da die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückblieb. Dies ermöglicht es GM, die Preise zu stabilisieren, was ein erklärtes Ziel des Unternehmens ist. Die geplante Kooperation im E-Auto-Bereich mit Honda wurde storniert, und der Produktionsbeginn der elektrischen Pickups Chevrolet Silverado EV und GMC Sierra EV wurde von Ende 2024 auf Ende 2025 verschoben. Der beliebte Chevrolet Bolt, ein elektrisches Modell, läuft dieses Jahr aus.
Dennoch äußerte CEO Barra die Absicht, 2024 mehr Elektroautos zu produzieren. Obwohl das Wachstum der Nachfrage moderat ist, bleibt die positive Perspektive für die Elektromobilität bei GM bestehen. Details zur Stückzahlentwicklung werden jedoch erst abzuwarten sein.